Ein herzliches Hallo,
wie viel Zeit verbringen Sie täglich mit Schreiben? Und wie lange warten Sie auf Antworten oder Reaktionen? Manchmal liegt es daran, wie wir unsere Texte verfassen.
Im deutschsprachigen Bereich ist die passive Schreibform – oder gerne auch Leide-Form genannt – sehr beliebt. Dadurch fühlen wir uns nicht angesprochen, es ist oft nicht klar, wer was tut oder tun soll und wir verstecken uns häufig dahinter.
„Da sollte in der Küche wieder mal zusammengeräumt werden.“
„Das muss noch geklärt werden.“
„Hier sollten noch mehr Informationen eingeholt werden, bevor das entschieden werden kann.“
Kennen Sie solche oder ähnliche Sätze? Wie viel wird dann wirklich getan, geändert oder umgesetzt? Und von wem?
Je klarer wir schreiben oder auch sagen, desto eher bekommen wir das, was wir erwarten.
Wenn einem Autor der Atem ausgeht, werden die Sätze nicht kürzer, sondern länger.
(John Steinbeck, amerikanischer Schriftsteller)
Angst vor dem Ertrinken
Der Meister hatte mit seinen Schülerinnen und Schülern einen Ausflug gemacht. Zur Rast setzten sie sich an das Ufer eines Flusses, das steil hinab ging.
Einer der Schüler fragte: „Sag Herr, wenn ich nun abrutschen würde und in den Fluss falle, müsste ich dann ertrinken?“
„Nein“ antwortete der Meister „du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst – du ertrinkst nur dann, wenn du im Fluss bleibst. Achte auf deine Worte.“
(überarbeitet und leicht geändert, inspiriert von Anthony de Mello)
Die vielgeliebte Leide-Form
Sie wirkt verstaubt und umständlich und macht das Lesen und Verstehen schwieriger.
Sie erkennen den Leide-Stil sehr einfach an den Wörtern werden, würden, können, haben, müssen. Durch Verwenden dieser Hilfsverben steht das Haupt-Verb am Satzende.
Bspl. „Im Bereich der Weiterbildung müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, damit dem Aspekt der Transferwirksamkeit Rechnung getragen werden kann.“
Besser: „Wir investieren in unsere Weiterbildung, um unsere Trainings noch wirksamer und transfer-orientierter zu gestalten.“
Bspl. „Bei Fragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.“
Besser: „Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei mir. Sie erreichen mich von … bis …“
Bspl. „Unsere Lieferung wird nächste Woche Freitag bei Ihnen eintreffen.“
Besser: „Sie erhalten unsere Lieferung am Freitag (Datum).“ Oder „Wir liefern bereits Freitag (Datum) an Sie.“